Einen Menschen, den man liebt, loszulassen, ist für manche ein ganz schwieriger Prozess. Gerade wenn es sich um die eigene Familie oder einen Lebenspartner handelt, mit dem wir bereits viele Jahre verbracht haben.
Doch einen Menschen loszulassen, muss nicht unbedingt gleich entlieben bedeuten gerade dann nicht, wenn es sich um ein natürliches Loslassen handelt. Vor allem der Tod ist ein zwar schmerzhafter, aber natürlicher Teil des Lebens. Genauso wie Kinder, die einmal erwachsen werden und ihren eigenen Weg gehen wollen. Auch hier fällt das Loslassen sicher schwer, dennoch tragen wir diese Menschen sicher immer im Herzen und müssen uns nicht Entlieben.
Manchmal geschieht dies auch mit einem Partner, der uns eine Weile durch das Leben begleitet hat und sich vielleicht dessen Leben in eine andere Richtung als unseres entwickelt hat. Auch hier steht man sicher am Scheideweg mit einem geliebten Menschen, doch es ist auch durchaus möglich, diesen Menschen in Liebe gehen zu lassen.
Wenn wir also von Entlieben sprechen, dann geht es nicht um ein natürliches Ende einer Beziehungsform, sondern eher um ein Beenden einer belastenden und ungesunden Verbindung. Natürlich kann dies auch in der Familie sein oder selbst in einer jahrelangen Beziehung, unter der man am Ende nur noch gelitten hat. Gerade dies ist natürlich unglaublich schwierig, da wir hier eine tiefe emotionale Verbindung aufgebaut haben. Dennoch, so schwierig und schmerzhaft die Einsicht auch ist, muss man sich manchmal trennen und loslassen.
Natürlich sind Themen wie körperliche sowie seelische Gewalt oder Respektlosigkeit ganz klare Gründe, sich von einem geliebten Menschen zu distanzieren und die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen. Dennoch tut man dies nicht, um sich zu entlieben, sondern um sich selbst zu schützen. Lieben tut man diesen Menschen wohl trotzdem, umso schmerzhafter ist hier das Loslassen.
Wann aber ist Entlieben der beste Weg?
Kurz gesagt sollte man sich dann entlieben, wenn man zum Opfer der eigenen Liebe geworden ist! Die ungesunden Formen der „Liebe“ oder der Illusion, es sei Liebe, ist eine trickreiche Grauzone, aber genau hier ist das Entlieben oft der einzige oder beste Weg.
Diese Grauzone ist sehr schwierig zu durchschauen und oft bleibt man Monate oder Jahre an einer solchen Verbindung haften, obwohl sie eigentlich gar nichts (oder mehr) mit Liebe zu tun hat. Solche Beziehungen nennt man auch oft toxische oder karmische Verbindungen, die sich meistens in eine ungesunde Form von Co-Abhängigkeit entwickeln.
Was genau sind denn diese Grauzonen der unwirklichen Liebe, von denen man sich besser entliebt? Diese Grauzonen entstehen meistens bereits in unserer Kindheit und wir nehmen sie mit in unser Erwachsenenleben, ohne dies zu bemerken. Sie entstehen aus verschiedensten Gründen, aber dahinter steckt meistens eine Geschichte der Vernachlässigung, Misshandlung, Gewalt oder Bevormundung.
Wer nie gelernt hat, was eine gesunde und liebende Beziehung ausmacht, der wird es später schwerer haben, eine solche zu leben. Oft erleben wir dann genau dieselben Muster wieder, die wir in der Kindheit erfahren haben, bis wir erkennen, dass diese für uns nicht gesund sind.
Das kann sich darin äussern, dass wir vielleicht zu fest klammern, zu sehr kontrollieren, uns narzisstisches Verhalten aneignen oder genau solche Partner in unser Leben ziehen. Auch kann es sein, dass wir uns mit der Rolle der ewigen geheimen Liebhaber(in) zufriedengeben und uns unbewusst Verbindungen suchen, die keine Zukunft haben.
Zudem ziehen wir vielleicht Partner an, die zu einer speziellen Art von Sexualität neigen. Möglicherweise eignen wir uns Partner an, die nicht treu sind und uns permanent betrügen und belügen. Auch ist das sogenannte “Helfersyndrom” hier oft anzutreffen, indem man sich einen Menschen aussucht, der immer Probleme hat, sein Leben auf die Reihe zu bekommen.
Manchmal eignet man sich auch einen Energievampir an, der immer Drama macht und uns allmählich aussaugt.
Man sieht also die Grauzone ist trickreich und vielseitig, dennoch kann sich eine solche Verbindung erstaunlicherweise über Monate oder Jahre aufrechterhalten. Wer jedoch diese ungesunden Verhaltensweisen einmal entdeckt hat, dem darf man gratulieren, denn nun kann und sollte man loslassen.
Entsprechend der enormen seelischen Belastung, die eine solche toxische Beziehung mit sich bringt, ist das Loslassen entsprechend schwierig. Meistens sind solche Beziehung sehr intensiv und man fühlt sich merkwürdigerweise genau zu dem Menschen, der uns eigentlich nicht guttut, sehr verhaftet. Dies ist jedoch eine seelische Verstrickung, die man als ungesunde, emotionale Verbindung erkennen sollte und sich gerade deshalb hier auf der emotionalen Ebene distanzieren muss.
In diesem Fall ist das Entlieben der erste Schritt zur Selbstliebe!